Der berühmte deutsche Komponist Ludwig van Beethoven hat der Nachwelt insgesamt neun vollendete Sinfonien hinterlassen. Sie werden auch heute noch von jedem großen Orchester gespielt und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei Liebhabern der klassischen Musik.
Obwohl Beethoven an einem Gehörleiden erkrankt war, das ihn bis zur völligen Taubheit führte, schaffte er es, Musikstücke von umfassender Klanggewalt zu erschaffen. Dies war möglich, da Beethoven über das absolute Gehör verfügte. Das bedeutet, er konnte sich die Töne im Kopf vorstellen, ohne sie selbst zu hören.
Das besondere Augenmerk wird in dieser Betrachtung auf die neun Sinfonien gelegt. Sinfonien sind Instrumentalwerke, die in der Form oder Besetzung variieren und immer aus mehreren Sätzen bestehen.
Die erste Sinfonie
Auch wenn man nicht weiß, dass es sich hierbei um die erste Sinfonie von Beethoven in C-Dur handelt, erkennt jeder das Motiv des ersten Satzes. Das ta-ta-ta-taaaa, das aus nur vier Tönen besteht. Dieser dissonante Septakkord war für die damalige Zeit, komponiert im April 1800, völlig untypisch und daher für das Publikum sehr überraschend. Dennoch, oder gerade deshalb, war die Uraufführung der ersten Sinfonie unter der Leitung von Beethoven selbst am Wiener Hoftheater ein voller Erfolg.
Die zweite Sinfonie
Bei der Komposition der zweiten Sinfonie 1803 in D-Dur kämpfte Beethoven bereits mit seiner beginnenden Ertaubung. Sein Gemütszustand schwankte zwischen Verzweiflung und Euphorie, da er immer noch Hoffnung auf Heilung hatte. Er wollte sich der Krankheit nicht kampflos ergeben und diese positive Einstellung spiegelte sich auch in der Komposition der zweiten Sinfonie, die geradezu überschäumend positiv vertont war.
Die dritte Sinfonie
Die dritte Sinfonie wurde von der Musikwelt 1805 als revolutionäres Werk in Es-Dur wahrgenommen. Sie gilt noch heute als eines der beliebtesten und meist gespielten Orchesterwerke. Für Beethoven war die Dritte seine bedeutendste Sinfonie. Er widmete sie dem drei Tage vor der Uraufführung gefallenen Prinz Louis Ferdinand mit dem Untertitel: Heriosche Sinfonie, komponiert, um die Erinnerung an einen großen Mann zu feiern.
Die vierte Sinfonie
Zu Beethovens Lebzeiten war die vierte Sinfonie sehr beliebt. Heute wird sie nur noch selten gespielt. Beethoven war während der Komposition gerade verliebt in die Comtesse Josephine Brunsvik. Das lässt sich unschwer an der heiteren, frohsinnigen und munteren Melodie in B-Dur erkennen, durch die Beethoven seine Gefühle für Josephine 1807 zum Ausdruck brachte. Die vierte Sinfonie gilt als Beethovens romantischste Sinfonie.
Die fünfte Sinfonie
Eines der populärsten Stücke der klassischen Musik ist die fünfte Sinfonie. Beethoven erzählte mit ihr ein Schicksalsdrama, den menschlichen Schicksalskampf zwischen Leid und Erlösung. Er vertonte diesen Wechsel von Licht und Schatten 1808 durch den Wechsel zwischen den Tonarten C-Moll und C-Dur. Die fünfte Sinfonie wird daher auch die Schicksalssinfonie genannt.
Die sechste Sinfonie
Die Besonderheit der sechsten Sinfonie ist, dass sie aus fünf Sätzen besteht, während alle anderen nur aus vier Sätzen bestehen. Beethoven war ein Naturliebhaber und vergaß in der Stille des Waldes seine fortschreitende Taubheit. Deshalb ist die in F-Dur komponierte Sinfonie die „Beschreibung eines Stadtmenschen in der Natur und pastoraler (=ländlicher) Umgebung“, und wird daher auch Pastorale genannt. Beethoven ahmte 1808 in seiner Komposition mit Hilfe von Instrumenten Bachplätschern, Vogelgezwitscher und Wanderschritte nach.
Die siebte Sinfonie
Die siebte Sinfonie komponierte Beethoven im Sinne von Vaterlandsliebe und zum Dank an die Gefallenen der Völkerschlacht bei Leipzig, die sechs Wochen vorher stattgefunden hatte. Beethoven fand in der Musik das Mittel, sich mit der Politik von Napoleon auseinanderzusetzen. Die Uraufführung der 1813 in A-Dur komponierten Sinfonie fand an der Wiener Universität als Benefizkonzert statt und wurde von Beethoven selbst mit großem Erfolg dirigiert.
Die achte Sinfonie
Für die damalige Zeit wurde die achte Sinfonie 1814 mit vielen eigentümlichen Wendungen komponiert und kam daher beim Publikum nicht so gut an wie die anderen Sinfonien. Beethoven hielt sie für verkannt und nannte sie aufgrund ihrer Kürze liebevoll „die kleine F-Dur“.
Die neunte Sinfonie
Die neunte und auch letzte vollendete Sinfonie Beethovens in D-Moll ist eines der bekanntesten klassischen Musikstücke weltweit. Der Einsatz von Gesangssolisten und eines gemischten Chores im Finalsatz war für eine Sinfonie einzigartig und bisher noch nie da gewesen. Der Text dazu entstammte aus Schillers Gedicht „Ode an die Freude“ und ließ nach der Uraufführung ein völlig enthusiastisches und frenetisches Publikum zurück.
Was Beethoven noch nicht wusste, als er die Sinfonie 1824 komponierte: seit 1982 ist das Hauptthema des letzten Satzes offizielle Europahymne und wurde in diesem Kontext zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Dieses Wissen hätte den genialen, am Ende völlig ertaubten Komponisten mit Sicherheit sehr mit Stolz erfüllt.